Wasserzeitung 02/2021

WASSER ZEITUNG HELDEN DES ALLTAGS SEITE 4 Vom System ins Glück geschubst Es gibt Menschen, die sich um das Land Sachsen ganz besonders verdient gemacht haben. Weil sie sich um andere kümmern oder weil sie einen besonderen Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet haben. So sehr, dass Ihnen der Freistaat einen Landesverdienstorden verliehen hat. Wir stellen Ihnen einige dieser Menschen vor. Heute: Opernsängerin Professor Elvira Dreßen. Geträumt hat Professor Elvira Dreßen als Kind in Torgau sicherlich nicht davon Opern zu singen. Doch sie wurde vom System der ehemaligen DDR geradezu in ihr Glück geschubst. Ein wenig schien Dreßen, die aus einem Handwerkerelternhaus stammt, schon als kleines Kind geahnt zu haben, was einmal ihre große Liebe werden würde. „Wenn meine Mutter daheim Schlager gehört hat, habe ich den Sender im Radio gewechselt.“ Cello statt Klavier Sie fühlte sich zu klassischer Musik hingezogen und war in der Schule von den Kindern fasziniert, die Klavier spielten. „Das wollte ich auch“, erinnert sie sich. Da alles reglementiert war und es schon Klavierschüler gab, wurde ihr ein Cello in die Hand gedrückt, das ihr Leben verändern sollte. „In der DDR wurde man sehr gefördert, wenn man irgendein Talent zu Tage brachte“, erklärt die heutige Hochschulprofessorin. Schließlich musste die Elite aus den eigenen Reihen rekrutieren werden. Ein Ticket in die Welt Ein solches Talent bewies Dreßen für die Musik und besuchte mit elf Jahren eine Spezialschule in Halle an der Saale. Dreßen begann davon zu träumen, einmal in einem renommierten Orchester zu spielen. Sie sah ihr Cello auch als Ticket in die Welt. Die großen Orchester durften reisen. Das wusste sie aus einem Diavortrag, den sie in der siebten Klasse über die Japantournee des Gewandhausorchesters gesehen hatte. „Das war ein großer Antrieb.“ Vielleicht kann sie singen Ihr Traum bekam einen Dämpfer, als sie erkennen musste, dass sie als Cellistin an ihre Grenzen stieß. Es wurden Pläne geschmiedet. Ein Studium der Biochemie. „Meine Eltern hatten die Hoffnung, dass aus mir doch noch ein ganz normaler Mensch wird“, erzählt Dreßen und muss schmunzeln. Doch das System hatte andere Pläne. Man hatte bereits viel Zeit und Geld in ihre musikalische Ausbildung gesteckt. Vielleicht könne sie ja singen. Mit dieser Überlegung der Funktionäre begann die spätere Opernsängerin ganz naiv ihr Gesangsstudium. „Ich habe gedacht, was soll ich denn da lernen“, erzählt Dreßen. „Ich konnte doch singen.“ Dannmuss sie lachen. Sie sei mit dieser Einstellung sehr schnell auf die Nase gefallen und musste erkennen, wie wenig Ahnung sie hatte. Das trieb sie täglich in die Oper. Sie wollte lernen. Dort wurde das Feuer entfacht, dass Dreßen auf die Bühnen katapulieren sollte. „Immer ein bisschen eckig“ Im Chor wollte sie auf keinen Fall singen. Es musste ihr eigenes Ding sein. Dabei spielten der Applaus oder das große Rampenlicht nicht die ganz große Rolle. Sie wollte sich aber nicht anpassen müssen. „Ich habe mir nicht nur Freunde gemacht und war immer ein bisschen eckig“, sagt sie über ihre Opernkarriere. Von Carmen bis Anita Von all den zahlreichen Rollen, die sie gesungen hat, habe sie Carmen besonders geliebt. Auch die Rolle der Anita in „West Side Story“ sei großartig gewesen. Schließlich forderte das Musical von ihr, nicht nur zu singen, sondern auch wild zu tanzen, was so gar nicht ihr Metier und damit anstrengendwar. „Am Ende war ich sehr stolz. Was bist du für eine tolle Tanzmaus!“ Musik als Familiensache Ihre Leidenschaft für die Bühne, die sie mit ihrem Mann teilt, hat sie an ihre Tochter Marie-Luise weitergegeben, die auch bei ihr gelernt hat und nun selbst mit ihrer Stimme das Publikum mitreißt. „Wir sind halt Theaterleute“, sagt Dreßen und Musik habe nicht nur im Berufsleben, sondern auch daheim immer viel Raum eingenommen. Arbeit hinter den Kulissen Auch wenn Elvira Dreßen 2012 die Bühne selbst verlassen hat, so dreht sich doch auch heute noch bei der 64-Jährigen alles umdieMusik. Sie unterrichtet in Leipzig seit 1994 an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ klassischen Gesang, leitet die Kreismusikschule Heinrich Schütz in Torgau, gründete 2012 die „Internationale Sächsische Sängerakademie Schloss Hartenfels“ und veranstaltet in ihrem Zuhause in Melpitz, einer umgebauten Scheune, Konzerte. Die sind in der Region inzwischen so sehr etabliert, dass sich die Sitzreihen von alleine füllen. „Wer Karten haben will, muss mich auf der Straße ansprechen“, sagt Dreßen stolz. Ruhestand? Nichts für Dreßen Während andere von einemRuhestand in ihrem Garten träumen, seufzt Dreßen bei der Vorstellung: „Das wäre ja richtig Arbeit.“ Sie fühlt sich in ihren vielen Rollen und in ihrer Heimatstadt Torgau, in die sie nach vielen Jahren in Berlin zurückgekehrt ist, vollständig angenommen. „Ich stehe jeden Morgen auf und freue mich. Und wenn es nichts mehr zu tun gibt, dann mache ich halt etwas anderes.“ Opernsängerin Elvira Dreßen bereichtert Sachsens Musikkultur Ehrungen 1981 Preisträgerin Nationaler Opernsängerwettbewerb Gera 2012 Heimatpreis für Kultur in Torgau 2016 Gellert-Preis 2019 Verdienstorden des Freistaates Sachsen Im Schloss Hartenfels in Torgau hat Elvira Dreßen die Internationale Sächsische Sängerakademie gegründet. Foto: SPREE-PR/Schlager Im Theater Gera sang Elvira Dreßen 2007 in „Cosima“. Foto: Theater & Philharmonie Thüringen/Habel IMPRESSUM Herausgeber: Abwasserverband „Untere Döllnitz“ Oschatz, Abwasserzweckverband für die Reinhaltung der Parthe sowie Zweckverband zur Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung Torgau-Westelbien, Redaktion und Verlag: SPREE-PR Niederlassung Süd, Gutenbergplatz 5, 04103 Leipzig, Telefon: 0341 44282605, Fax: 0341 44282606, E-Mail : hagen.schulz@spree-pr.com, www.spree-pr.com, V.i.S.d.P.: A. Schmeichel, Redaktion: Hagen Schulz (verantwortlich) , K. Schlager, U. Wolf Layout: SPREE-PR, H. Petsch (verantwortl.) Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, Redaktionsschluss: 2. Dezember 2021 Artikel und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung ohne Zustimmung der Redaktion ist unzulässig! Für Inhalte externer Links sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich; SPREE-PR übernimmt keine Haftung.

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