Wasserzeitung 01/2020

Wie oft schon haben uns die klei- nen blauen, grünen oder roten Schilder an Zäunen, Hauswänden, Straßenlaternen Rätsel über Rät- sel aufgegeben. Buchstaben, Zah- len, Linien wirken wie geheimnis- volle Hieroglyphen für verborgene Wege oder Eingänge. Für die Fach- leute von den Wasser- und Abwasserzweckverbän- den freilich sind die Zif- fern und Lettern eindeu- tige Botschaften, wo sich welche Anlagen der Wass- erwirtschaft befinden. Es handelt sich dabei um Hin- weisschilder für unterirdische Lei- tungen, Anschlüsse oder Schieber, die in Notfällen oder bei ungünsti- ger Witterung (dichte Schneedecke, Schlammschicht) schnell auffindbar sein müssen. So sind die weißen Schilder mit rotem Rand ein wichti- ger Hinweis für die Feuerwehr, wo sich ein Hydrant befindet. Blaue Schilder zeigen den Mitarbei- ter der Wasserwerke die Stellen, an denen die Wasserleitungen im Falle eines Rohrbruches oder Wartungs- arbeiten abgesperrt werden können. Damit sich auch unsere Leser künf- tig zu den Kundigen rechnen dürfen, stellen wir die wichtigsten Orientie- rungstafeln vor. 1 60 cm in gerader Richtung vom oberen Schild entfernt befindet sich ein Hydrant (80mm Durchmes- ser), von dem aus regelmäßige Spü- lungen des Trinkwassernetzes vorge- nommen werden. Ein solches Schild mit rotem Rahmen kennzeichnet ei- nen Feuerlöschhydranten. 2 Das blaue Schild kenn- zeichnet einen Absperrschieber für einen Hausanschluss der Trinkwas- serversorgung. Es wird an bzw. vor dem Objekt angebracht, das durch den Hausanschluss versorgt wird. Der Schieber liegt an einer Leitung von 100mm Durchmesser. Die Zah- len unter dem T geben die Entfernung vom Schild an: 2,2m rechts und 4,2m in gerader Richtung. 3 Dieses kleine, fast quad- ratische blaue Schild wird meist an Hauswänden angebracht. Der Trink- wasserschieber befindet sich 1,8m links und 4,3m vor der Markierung. 4 Das blaue Schild weist auf einen Absperrschieber für eine Trink- wasserleitung von 100mm Durch- messer hin. Der Schieber befindet sich 4,8m rechts und 2,0m in gera- der Richtung vom Schild entfernt. 5 Dieser silberne Wasserna- gel erfüllt den selben Zweck wie die blaueWassermarke. Er kommt immer dann zum Einsatz, wenn an der Stelle des unterirdischen Trinkwasserhaus- anschlusses keine Mauer oder Haus- wand vorhanden ist, beispielsweise an Einfahrten oder in weiträumigen Gewerbegebieten. 6 Das grüne Schild weist auf einen Absperrschieber an einer Ab- wasserdruckrohrleitung hin. Er liegt an einer Leitung von 50mm Durch- messer. Die Zahlen unter dem T ge- ben die Entfernung vom Schild an: 3,7m links und 1,0m gerade vor dem Schild. 7 Das türkis umran- dete weiße Schild zeigt die Lage eines Be- und Entlüf- tungsventils an. Es befindet sich an einer Abwasserdruck- rohrleitung von 100mm Durch- messer, 1,4m rechts und 2,1m vor dem Schild. 8 Das rot umrandete Schild zeigt die Lage eines Hydranten an. Der Hydrant befindet sich an einer Wasserleitung mit 80 mm Durchmes- ser. Es liegt 1,2m rechts vom Schild und 6,1m davor. Die Zahlenkombina- tion oben rechts gibt Aufschluss über die Gemeinde und die laufende Hy- drantennummer. 9 Hinweisschild für ein Terri- torium, dass für die Gewinnung von Trinkwasser genutzt wird. Diese Flä- chen sind unbedingt vor Verunreini- gungen zu schützen. Es sollte sich von selbst verstehen, dass wir diese Schilder vor Zerstö- rung schützen, schließlich kann im Notfall das schnelle Auffinden eines Hydranten lebensrettend sein. Bei Bränden in Häusern mit Gasleitung ist es ebenso wichtig, schnell einen Absperrschieber für die Gasleitung zu finden, um die Gaszufuhr zu un- terbrechen. Und wer schon mal ein Wasserrohr- bruch in seinem Haus hatte, wird si- cher nicht mehr auf die Idee kommen, seine Absperrarmatur außer Acht zu lassen. Denn wenn es mehr als die notwendige Zeit dauert diese zu fin- den und man tatenlos zuschauen muss wie sich immer mehr Wasser in sein Haus ergießt, dann fragt man sich ob nicht ein kleines Hinweis- schild viel Ärger ersparen könnte. Mit Kindern kann man hier auch ein kleines Spiel daraus machen und sich die Zeit nehmen, um die an den „Straßenkappen“ genannten Stellen anhand der Entfernungsangaben auf den Schildern zu finden, unter denen sich Hydranten oder Schieber befin- den sollten. SÄCHSISCHE WASSER ZEITUNG • JULI 2020 SEITE 2/3 ZWECKVERBAND „TORGAU-WESTELBIEN” Kunden, bei denen ein Zählerwechsel ansteht, werden vom Zweckverband informiert. Foto: SPREE-PR/Nitsche Zweckverband zur Trinkwasser- versorgung und Abwasser- beseitigung Torgau-Westelbien Am Wasserturm 1 04860 Torgau Telefon 03421 7436-10 Telefax 03421 7436-30 Bereitschaftsdienst Mobilfunk 0163 7436201 info@zweckverband-torgau.de www.zweckverband-torgau.de Öffnungszeiten des Kundenbüros: Montag 9.30 – 12.00 Uhr Dienstag 9.30 – 12.00 Uhr 13.00 – 15.00 Uhr Mittwoch 9.30 – 12.00 Uhr Donnerstag 9.30 – 12.00 Uhr 14.00 – 17.00 Uhr Freitag keine Sprechzeiten Ansprechpartner Kundenbüro Frau Ehrhardt 03421 743621 Frau Albrecht 03421 743620 Anschlusswesen Herr Kopielski 03421 743622 Glück im Unglück hatte der ZV Torgau-Westelbien bei einem Kläranla- genbrand vor einem Jahr. Zwar wurde damals die Abluftanlage zerstört und es entstand ein Schaden von rund 160.000 Euro, doch konnte dank das schnellen Eingreifens der Feuerwehr ein noch viel größerer Schaden verhindert werden. Im März wurde nun die neue Abluftanlage montiert (links im Bild). Das Besondere daran: Beim Austreten aus der Anlage muss die Abluft durch eine Schicht von sogenanntem Heidekraut. Dieses spezielle Biofilter- material sorgt für eine optimale Reinigungsleistung. Foto: SPREE-PR/Arndt Die Gemeinschaftsbaumaßnahme vom ZV Torgau-Westelbien, der Stadt Torgau, den Stadtwerken und der ECT Torgau e. G. in der Schlachthofstraße geht mit großen Schritten voran. Unbeeinflusst von den Corona-Einschränkungen konnte die Sanierung der Mischwasserkanäle planmäßig Anfang des Jahres beginnen. Die zu mehr als der Hälfte aus Förder- mitteln finanzierte Baumaßnahme ist ein zentraler Baustein im abwassersei- tigen Sanierungskonzept des Zweckver- bandes. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Die im Zuge der Corona-Einschrän- kungen über mehrere Wochen aus- gesetzten, turnusmäßigen Wechsel der Wasserzähler im Verbandsge- biet des ZV Torgau-Westelbien wur- den Anfang Juni wieder aufgenom- men. Der Zweckverband wird alle Kunden, bei denen ein Zählertausch ansteht, sepa- rat anschreiben und einen Termin verein- baren. In diesem Zusammenhang betont der Zweckverband ausdrücklich, dass die Wasserzähler stets frei zugänglich sein müssen. „Leider kommt es immer wieder vor“, berichtet ZV-Geschäftsführer Uwe Fiukowski, „dass unsere Kollegen zum Zählerwechsel in völlig vermüllte Keller- räume vordringen und es die Hausbesit- zer für selbstverständlich halten, dass wir uns den Weg zum Zähler quasi freischaufeln. Das ist nicht unsere Aufgabe und dies wer- den wir in Zukunft auch nicht mehr tun.“ Denn die Verantwor- tung ist hier eindeutig geregelt. Zum einen im § 20 der bun- d e s w e i t gelten- d e n Verordnung über Allgemeine Bedingun- gen für die Versorgung mit Wasser (AVB- WasserV) als auch im gleichlautenden § 22 der für das Verbandsgebiet erlas- senen Wasserversorgungssatzung. Da- nach hat der Kunde dafür Sorge zu tra- gen, dass die Messeinrichtung leicht zugänglich ist. Sofern also bestimmte Kunden weiter- hin gegen diese Regelungen verstoßen, wird der Verband diese Kunden zukünf- tig für die mehrmalige Anfahrt zur Ab- lesung zur Kasse bitten. Aber auch die Verpflichtung der Kunden, dem Verband den Wechsel der Messeinrichtung, d.h. dem sogenannten Wasserzähler, zu er- möglichen, wird zunehmend ignoriert. Dabei riskieren diese Kunden die Unter- brechung der Wasserversorgung. Denn wenn der Verband keinen Zutritt zur Messeinrich- tung erhält bzw. der Wechsel der Messein- richtung nicht gewährt wird, ist der Verband be- rechtigt, die Versorgung zwei Wochen nach Andro- hung einzustellen. DER KURZE DRAHT Brandschaden auf Kläranlage beseitigt Hier wird geklotzt! Zählerwechsel wieder aufgenommen Die geheimnisvolle Welt der Zeichen und Schilder Die Wasser Zeitung klärt auf über die Bedeutung der kleinen Helfer am Wegesrand Einbau eines Verbindungsbauwer- kes im Kreuzungsbereich Kleine Feldstraße/Schlachthofstraße. Foto: ZV Wussten Sie schon, dass Sie mit dem Genuss von Leitungswasser und dem Verzicht auf Mineral- wasser in Flaschen nicht nur et- was für Ihre Gesundheit tun, son- dern ganz nebenbei auch noch unser Klima schützen? Und das nicht zu knapp, schaut man sich die Ergebnisse einer Stu- die an, die im Februar 2020 ver- öffentlicht wurde. Umweltgut- achter der GUTcert mbH in Berlin haben darin ermittelt, dass pro Li- Wer hätte es gedacht: Wer Leitungswasser trinkt, vermeidet CO 2 . Mit Leitungswasser CO 2 sparen ter Flaschenwasser durchschnittlich 202,74 GrammCO 2 imJahr anfallen. Für Trinkwasser aus dem Hahn sind es hingegen nur 0,35 Gramm . Drei Millionen Tonnen CO 2 könnten demnach einge- spart werden, würden alle Verbraucher in Deutschland auf Trinkwasser umsteigen. Was hier „nur“ eine große Zahl ist, wird eindrucksvoll im Vergleich zu typischen CO 2 -Produzenten: 3.000.000 t – das ist das 1,5-Fache dessen, was im gesamten innerdeutschen Flugverkehr übers Jahr ausgestoßen wird. Foto: SPREE-PR/Petsch Die Corona-Pandemie zeigte, was den Leuten im täglichen Leben sehr wichtig ist. An die Hamsterkäufe von Toilettenpapier und folglich die lee- ren Regale erinnern wir uns noch zu gut. Das Vertrauen in die Wasser- und Abwasserunternehmen war un- gebrochen groß, anders lässt sich das kaum erklären. Aber auch Des- infektionsmittel in allen Varianten wanderten in die Körbe und somit in die Haushalte. Grund genug, den Appell zu wiederholen: Feuchttücher gehören in den Hausmüll! Wobei man voranschieben muss: Feuchttuch ist nicht gleich Feucht- tuch. Da gibt es zum einen das feuchte Toilettenpapier, das sich – weil kunst- stofffaserfrei – im Abwasser zersetzt. Urteil: Darf ins WC. Und dann gibt es jene Wunderdinger für Babys Po, zum Abschminken, Putzen oder für vielfäl- tige andere Zwecke. Diese sind aus reißfesten Fasern und lösen sich nicht auf, sondern verflechten sich auf ih- remWeg durch die Kanalisation immer mehr. Urteil: Bitte in den Abfalleimer! Uwe Fiukowski, Geschäftsführer des ZV Torgau Westelbien, vermutet, dass dieser wichtige Unterschied zwischen den Tüchern manchen Nutzern nicht bewusst ist: „Viele ver- wenden sie richtig. Aus Unwissenheit landen aber manchmal doch so einige Feuchttücher fälschlicherweise in der Toilette“, sagt er. Aus der täglichen Arbeit kennt er die Probleme, die das nach sich zieht, nur zu gut. Feucht- tücher (wohlgemerkt nicht feuchtes Toilettenpapier) sind aus Kunststoff- fasern. Sie bleiben feucht, ohne zu rie- chen, sie reinigen gründlich und reißen nicht. Genau das ist der Knackpunkt für die Abwasserfachleute. Im Abwasser lösen sie sich nicht auf und verspin- nen sich zu langen Fäden. „Die wickeln sich um unsere Pumpen und legen sie lahm“, erklärt Uwe Fiukowski. Die Pumpstationen im Verbandsge- biet sorgen für eine gute Reise des Abwassers zu den Kläranlagen. Ei- gentlich. Denn der Dauerbeschuss durch Feuchttücher sorgt oft für un- freiwillige Pausen. Die Anlagen wie- der zum Laufen zu kriegen, ist stets nur mit zusätzlichem Personal- und Materialaufwand zu schaffen. „Sol- che ungeplanten Ausfälle sind für den Verband natürlich auch ein Kostenfak- tor“, benennt Uwe Fiukowski die Fol- gen des unachtsamen Umgangs mit den Universaltüchern. Zum Wohle al- ler Kunden lautet sein Rat deshalb: „Wenn Sie sich unsicher sind, schauen Sie doch auf den Packungen der von Ihnen benutzten Tüchlein nach. Dort ist in der Regel deutlich abgebildet, ob Sie Toilette oder Abfalleimer wäh- len müssen.“ In die Toilette – am besten nur das Toilettenpapier. Foto: SPREE-PR/Petsch Feuchttücher gehören nicht ins Klo Dauerangriff legt Pumpen lahm Die Farben bedeuten: Roter Rand, weißes Schild: Hydrantenschild Blaues Schild: Wasser Grünes Schild: Abwasser Gelbes Schild: Gas Rotes Schild: Fernwärme 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Foto: SPREE-PR/Arndt

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